Abschalten – aber wie?

9 Mrz

Jeden Tag beschäftige ich mich mit anspruchsvollen Themen, beantworte schwierige Fragen und treffe folgenschwere Entscheidungen. Um erfolgreich zu sein, muss ich jedoch mit all meinen Gedanken und Sinnen hoch konzentriert und präsent sein. Seit ich meine „Abschalt-Methode“ entwickelt habe, gelingt es mir, meine persönlichen kritischen Angelegenheiten während der Arbeit „abzuschalten“.

Mit Geplanten Denkzeiten den kritischen Themen einen begrenzten Raum geben
Mit Geplanten Denkzeiten den kritischen Themen einen begrenzten Raum geben

 

Vor einigen Tagen fragte mich ein ehrgeiziger Mitarbeiter, wie Abschalten geht. Er meinte das Abschalten nach der Arbeit, denn er wollte nicht ausbrennen und seine Produktivität nicht gefährden. Ein nachvollziehbares Anliegen. Aber noch viel schwieriger und relevanter für den beruflichen Erfolg ist es, persönliche Schwierigkeiten als Störfaktoren außen vor zu halten. Das habe ich selbst intensiv erfahren. Vor vielen Jahren hatte ich eines meiner größten persönlichen Probleme zu lösen. Ich konnte von morgens bis abends an nichts anderes mehr denken. Sehr wahrscheinlich hat es mich auch im Schlaf beschäftigt. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und ich war vollkommen unproduktiv. Nach einigen Tagen war mir klar, dass ich eine Lösung brauchte, um wieder konzentriert zu sein.

Ablenken ist nicht Abschalten

Ich versuchte es mit jeder denkbaren Art der Ablenkung. Aber das hat mich nicht wirklich weitergebracht. Meine Gedanken drehten sich mechanisch und autonom im Kreis. Ein Freund riet mir fürsorglich zu einer Kreuzfahrt, um auf andere Gedanken zu kommen. Das habe ich schnell verworfen, denn Kreuzfahrten sind überhaupt nicht mein Ding. Ein anderer riet mir, locker zu bleiben und nicht an mein Problem zu denken. Das schien mir unmöglich. Dennoch brachte mich sein Vorschlag nach einiger Zeit auf eine Idee.

Geplante Denkzeiten helfen

Anstatt mir das Nachdenken komplett zu verbieten, wollte ich mir jeden Tag 30 Minuten erlauben, in denen ich mich ausschließlich meinem persönlichen Problem widmen würde. Diese halbe Stunde plante ich fest ein. Ich hatte dafür die Mittagspause vorgesehen und wollte das Nachdenken mit einem Spaziergang verbinden. Den Rest des Tages wollte ich mich ausschließlich dem Maschinendesign zuwenden und die Firma weiterentwickeln. Keiner meiner Freunde hatte dieser Idee eine echte Chance eingeräumt. Sie meinten: Wie soll das gehen? Wenn die Gedanken kreisen, dann ist das nicht zu beherrschen. Doch ich war optimistisch und wollte es wissen.

Übung macht den Meister

Morgens intensiv arbeiten, mittags dann eine halbe Stunde Zeit, um über mein Problem nachzudenken, nachmittags wieder kreativ sein – das war mein Plan. Doch in den ersten Tagen drohte mein Vorhaben kläglich zu scheitern. Aber ich blieb hartnäckig. Einmal beschlossen, verfolgte ich meine kleine Strategie konsequent weiter. Von Tag zu Tag gelang es mir immer besser, die Gedanken an das Problem auf die von mir begrenzte Zeit zu konzentrieren. In diesen 30 Minuten ließ ich alle Gedanken zu, die mir in den Sinn kamen. Es war zwar eine ordentliche Ladung gedanklicher Müll dabei, aber das machte nichts. Im Gegenteil. Ich war glücklich, denn der Plan funktionierte. Und auch heute noch reduziere ich – wenn nötig – mit dieser Methode sehr erfolgreich meine Nachdenkzeit über persönliche Angelegenheiten auf diese halbe Stunde am Tag.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit dem Prinzip der bewussten Denkpause.

 

Ihr Jürgen R. Schmid

Design Tech

www.designtech.eu

 

 

2 Replies to “Abschalten – aber wie?

  1. Sehr geehrter Herr Schmid,

    ich habe heute morgen ihr Interview im Radio gehört, es hat mich sehr beeindruckt.
    Ich bin Mechanikermeisterin von Beruf und habe ihn mit Leib und Seele ausgeübt.
    Für das Abschalten habe ich meine eigene Methode gefunden, ihre finde ich auch sehr interessant und weckt Interesse zum Selbstversuch.
    Meine Erfahrung mit meinem letzten Chef war das genau Gegenteit zu ihrem Bericht.
    Nach dem Interview habe ich Ihre Webseite besucht sie ist so, wie ich es auf Grund des Interviews erwarte habe. Sehr creativ und gut zu lesen.
    Besonders hat mir gefallen, dass sie das Wertschätzen ihrer Mitarbeiter beschreiben und ich gehe davon aus, auch leben.
    Das wird in vielen Firmen leider nicht mehr geachtet.
    Das Schlagwort, im wahrsten Sinne des Wortes, lautet oft jeder ist ersetzbar.

    Ich gratuliere Ihnen zu ihrer Firmenphilosophie und ihrem interessanten Interview.

    Mit besten Grüßen
    Karin Fehrenbach

  2. Liebe Frau Fehrenbach,
    vielen Dank für Ihre persönlichen Gedanken. Steht man erst mal in der Verantwortung, stellt sich der faire Umgang mit den Menschen im Alltag oft schwieriger dar, als man zunächst denkt. Das beginnt bei der eigene Familie und der Kindererziehung. Sehr oft habe ich in einer ruhigen Minute entdeckt, dass ich wieder einmal meine Sichtweise flapsig formuliert und unbedacht Menschen verletzt habe. Eine Entschuldigung fällt dann oft schwer, hilft aber allen Beteiligten ungemein.
    Es grüßt Sie freundlich aus Ammerbuch
    Jürgen R. Schmid

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