Der kreativste Weg aus dem Problem-Stau

14 Okt

Kreativität nutzt in allen Lebenslagen. Auch der schnellste Weg aus dem Stau ist eine Frage der hochkonzentrierten Kreativität. Besonders differenzierte Aufgabenstellungen erfordern ein ganzes Team, das gezielt mitdenkt. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der wirtschaftlichen Nutzung von Kreativmethoden und habe meine erprobten Erfahrungen systematisiert. Profitieren Sie von meinen ganz persönlichen Erfahhrungen.

Brainstorming
Mit Methodik und Disziplin den Ideen-Fluß beschleunigen

 

Auch Controller brauchen kreative Lösungen

Vor einigen Tagen bat mich ein leitender Mitarbeiter eines Unternehmens um Tipps. Er wollte wissen, wie er am effektivsten anstehende Problemstellungen lösen könne. Sein aktuelles Problem betraf teuere Transportschäden an Möbeln. Was diesen Dialog so besonders machte, war die Tatsache, dass er bei einer Luxusmarke der Möbelbranche als Chefcontroller Verantwortung übernimmt. Ich war beeindruckt, dass auch er sich mit Kreativprozessen beschäftigte. Diese Begegnung motivierte mich, ihm diese pragmatische Kurzanleitung zu geben:

Die Auswahl des Teams ist elementar

Oft höre ich von Kunden: „Brainstorming machen wir jeden Tag!“ Auf meine Frage nach der Umsetzung bekomme ich dann meist zur Antwort, dass ein zufälliges Team beliebige Möglichkeiten diskutiert. Das allerdings hat m. E. wenig mit Kreativität zu tun und bringt garantiert keine punktgenauen Ergebnisse hervor. Für einen kreativen Prozess ist es zunächst sehr wichtig, dass Sie sorgfältig eine ausgewählte Gruppe zusammenstellen.

Sind breite oder tiefe Erkenntnisse gefragt?

Eine heterogene, d. h. unterschiedliche Fachbereiche umfassende Zusammensetzung des Teams brauchen Sie dann, wenn Sie breitgefächerte Ideen entwickeln wollen. Beispiel: Wie könnte die preiswerteste Absaugung für eine Holzmaschine konzipiert sein?

Eine homogene, aus Fachexperten bestehende Gruppe ist sinnvoll, wenn Sie eine ganz tiefgreifende Problemstellung bearbeiten. Beispiel: Wie können wir eine Sichtscheibe an der Blechumhausung einer Maschine entsprechend des vorgegebenen Maschinendesigns sicher befestigen, so dass sie sich bei einem Defekt leicht lösen und austauschen lässt?

Lockerungsübungen enthemmen das Hirn

Wenn Sie dafür jetzt geeignete Menschen begeistern konnten, stellen Sie ihnen die Aufgabe in Form einer kompakten, scharf geschnittenen Fragestellung vor. Dann holen Sie sie mit Hilfe einer Lockerungsübung von ihrem Alltagsgeschäft ab. Das geht am besten in Form einer verrückten Vorgabe. Legen Sie z. B. einen Kugelschreiber oder einen anderen Gegenstand auf den Tisch und bitten alle, ihre Gedanken auf Moderationszettel zu schreiben, zu denen sie der Kugelschreiber im Zusammenhang mit der Aufgabe inspiriert. Diese Übung nennt man Gegenstandsassoziation. Sie funktioniert auch mit einem Foto, das nichts mit dem Problem zu tun hat, z. B.ein abgebildeter ICE. Diese Phase sollte exakt fünf Minuten dauern. Die Ergebnisse werden dann nicht weiter verfolgt, weil diese Lockerungsübung einzig und allein das Gehirn auf die nächste Phase vorbereiten soll.

Die Phase der Ideenfindung: Bewertungen und Kritik verboten!

Für die nachfolgende Zeit der Ideenfindung ist es elementar, die Teilnehmer vorher zu instruieren, keinesfalls Bewertung oder abwertende Bemerkungen zu den kommenden Ideen zu machen. Danach beginnt die eigentliche Brainstormingphase, die exakt 15 Minuten dauert. Jeder noch so spontane, wilde und ungeordnete Gedanke darf – ja soll – formuliert und auf einem Flipchart notiert werden.
Besonders wichtig ist es, den Ideenfluss der Gruppe zu keinem Zeitpunkt abreißen zu lassen.

Die Phase der Bewertung und Favoritenfindung

Erst wenn die Phase der Ideenfindung abgeschlossen ist, hat jeder drei Minuten Zeit, seine persönlichen Favoriten auf dem Flipchart zu identifizieren und sie in e i n e m Satz der gesamten Gruppe vorzustellen. Anschließend findet eine schnelle Vorbewertung statt, indem jeder Teilnehmer je drei Klebepunkte für drei unterschiedliche Ideen vergibt. Bereits jetzt sind Schwerpunkte zu erkennen. Meist gibt es nur wenige Favoriten, die anschließend ein Expertenkreis in einem oft tagelangen Prozedere weiter untersucht, präzise einschätzt und den einen Favoriten ermittelt, der dann als Prototyp getestet wird.

In angstfreier Atmosphäre entstehen zuverlässig wertvolle Ideen

Wenn wir bei Design Tech solche Meetings – zumeist im Zusammenhang mit besonderen Herausforderungen im Industrial Design für Maschinenbau – moderieren, entstehen zuverlässig wertvolle Ideen, die das Problem erfolgreich lösen. Dabei stellen wir regelmäßig fest: Unvoreingenommenheit und eine angstfreie Zone in Verbindung mit dem oben genannten Prozess bieten die besten Voraussetzungen für den kreativen Fluss und überraschende Ergebnisse. Beim Industrial Design genauso wie bei jeder anderen Herausforderung, selbst bei privaten und persönlichen Bereichen.

Funktionierende Kreativtools kann man variieren

In den vergangenen Jahren haben wir bei Design Tech eine große Anzahl von kreativen Werkzeugen entwickelt, die wir je nach Anforderung individuell kombinieren und in DenkTeams anwenden, um schließlich unser Erfolgsversprechen einzulösen. Doch auch wir sind keine Propheten und wissen nie im Voraus, welche Ergebnisse ein organisiertes DenkTeam hervorbringen wird. Was ich Ihnen aber zusichern kann: Je öfter Sie die oben beschriebene, kleine Übungsabfolge mit drei bis sieben Personen anwenden, umso besser werden Sie von Mal zu Mal, schnell und effizient die gesuchte Lösung zu finden.

Jürgen R. Schmid
Design Tech

www.designtech.eu

3 Replies to “Der kreativste Weg aus dem Problem-Stau

  1. Danke für den guten Beitrag. Bei Kundenprojekten kann man Brainstorming sehr gut anwenden und man kann dann wirklich auch die Vorgabe einhalten, nicht zu bewerten. Wenn es aber um eigene Problemlösungen geht, kann schon das Heben der Augenbrauen durch den Chef ein solcher Prozess erheblich gestört werden.
    Da mache ich lieber dann Brainwriting, weil die Ideenfindung wirklich anonym ist und die Bewertung auch wirklich erst später stattfindet, ohne dass der Chef die Augenbrauen heben kann.

  2. Sehr geehrter Herr Schmid,

    mit Freude lese ich Ihren wöchentlichen Beitrag, meistens auch von unterwegs. aher wäre es klasse, wenn in der eMail weiterhin der komplette Text geschrieben steht und nicht der Wechsel zur Website erforderlich wäre. Vielleicht greifen Sie meinen Wunsch auf 🙂

    Mit freundlichen Grüßen
    Andreas Fuchs aus Göppingen

    • Guten Tag Herr Fuchs,

      vielen Dank für Ihren Hinweis. Wir hatten zu Beginn des Blogs den kompletten Text sichtbar. Auf Wunsch von einigen Lesern haben wir umgestellt.
      Ich freue mich, wenn ich weitere Meinungen dazu bekomme und folge gerne einer weitgehend homogenen Vorstellungen.

      Viele Grüße von Jürgen R. Schmid

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