Emma oder Gudrun, Thomas oder Uwe. Tiefdruckgebiete haben Frauennamen, Hochdruckgebiete Männernamen. Sieglinde oder Christa: Warum tragen Kartoffeln nur Frauennamen? Mit diesem „Problem“ beschäftigte sich der Deutsche Bundestag! Ich frage mich, mit welchem Motiv diese hitzige Diskussion angeregt wurde. Ich könnte gut verstehen, wenn Ihnen das vollkommen egal wäre, wenn Sie es bevorzugten, sich mit Themen zu beschäftigen, die voran bringen und wichtig sind.
Die Angleichung von Mann und Frau
Im Design Tech Team habe ich vor vielen Jahren erkannt, dass ein heterogenes Team die besseren Ergebnisse bringt und folglich darauf geachtet, dass das Team mit unterschiedlichsten Charakteren und Nationalitäten besetzt ist. Der Mix von Geschlechtern ist auch bei technischen und hochkomplexen Aufgaben wie bei Maschinendesign ein unschätzbarer Vorteil, um optimale Ergebnisse zu erreichen. Dabei habe ich eindeutig gesehen, dass wir nicht von einer Unterschiedslosigkeit ausgehen können, sondern in jeder Hinsicht die Verschiedenheit der Menschen anerkennen und fördern sollten. Bei dem Aufbau der Teams rund um das Maschinendesign haben wir jederzeit sorgfältig auf Ebenbürtigkeit geachtet und Unterschiede herausgearbeitet und betont, Nivellierung konsequent vermieden, Unterscheidung niemals vernachlässigt.
Die besten Teams zelebrieren den Unterschied
Gleichheit und Gleichförmigkeit ist nicht unser Interesse, denn sie missachten die Ausprägung der Persönlichkeit und die unterschiedliche fachliche Qualifikation. Das ganze endet in einfältiger Gleichmacherei. Nur wenn die Individualität jedes Menschen zum Ausdruck kommen kann, leben wir den Respekt vor dem Einzelnen und bieten die Möglichkeit zur Entfaltung. Darauf folgt, dass jeder die Aufgabe hat, bei der er seine Stärken entwickeln und letztendlich für das Unternehmen das Beste geben kann.
Keine Angst vor Ungleichheit
Ich glaube nicht daran, dass sich ein Tiefdruckgebiet durch die Namensänderung anders anfühlt, oder eine Kartoffel besser schmeckt, wenn sie einen Männernamen bekommt. Ich vermute, dass wir bei dieser Diskussion oft unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung und Chancengleichheit Gleichmacherei anstreben, damit Unterschiede und Polaritäten vernachlässigen und das Gegenteil dessen erreichen, was wir vorgeben erreichen zu wollen. Die praktizierte Gleichberechtigung hat zu oft einen zwanghaften und unfreien Charakter. Wir erreichen in der Konsequenz stupide Gleichförmigkeit und verleugnen den schönen und erfreulichen Unterschied, von dem wir profitieren sollten und auf den wir nicht verzichten dürfen.
Die Spannkraft der Polarität
Ich bin damit einverstanden, und das ist meine Sicht auf diese befremdlichen Aktionen, wenn wir Gleichberechtigung durch menschliche Würde, Respekt und Achtung ersetzen und diese Werte ehrlich im Umgang mit unseren Mitmenschen und Mitarbeitern leben. Dann ist es auch für den Bundestag und die Medien überflüssig, über Kartoffelnamen zu verhandeln, um „politisch korrekt“ zu erscheinen oder einfach nur eine Beschäftigung zu haben.
Ihr Jürgen R. Schmid
Design Tech
Ja, sehr schön lieber JR Schmid, da sage ich als Gleichstellungsbeauftragter in unserem Unternehmen vielen Dank für die perfekte Zusammenfassung dessen, um was es wirklich geht!
Schönen Donnerstag noch und sonnige Grüße aus Stuttgart.
Rainer Bach
Lieber Herr Schmid,
mir gefällt Ihr Beitrag sehr gut. In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, welche Präferenzen „die“ Frauen selbst haben, wenn es um das Thema Gleichberechtigung geht (z.B. Aufteilung der Hausarbeit, geschlechtsneutrale Entlohnung, Partzipation an Entscheidungen, …).
Gerne erkenne ich an, dass die (deutsche) Sprache in großem Maße maskulin geprägt ist. Gleichwohl ist die faktische Gleichberechtigung von Frauen und Männern auch vom Verhalten der Frauen determiniert. Eine deutliche absolute Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland ist feminin; ohne dass sich dies in der Zusammensetzung von entsprechenden Gremien oder gar deren Entscheidungen widerspiegelt.
Die zum Teil mitunter hitzige Diskussion um die Kleidung oder die Frisur unserer Bundeskanzlerin im einen Geschlechterlager irritiert mich, wenn zugleich deren politische Leistungen unberücksichtet bleiben. Äußerlichkeiten sind und bleiben Äußerlichkeiten und sollten nicht vom Inhalt und von den Funktionen ablenken.
Nach meinem Kenntnisstand werden die Tief- und Hochdruckgebiete inzwischen alternierend im jährlichen Wechsel, mal mit Männer-, mal Frauennamen belegt. Meines Erachtens eine gute Lösung.
Ob Rosen, Kartoffeln oder Tomaten männliche, weibliche oder lateinische Namen tragen, sollen doch die Züchter als Namenspaten entscheiden. Vielleicht führen die inzwischen mehrheitlichen Studienabschlüsse von Frauen in vielen MINT-Fakultäten dazu, dass künftige Pflanzenzüchtungen neutrale oder gar männliche Namen tragen?
Volker Knittel