Klare Strukturen sparen Energie

17 Feb

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich hasse Disziplin und bin kein Freund von Regelmäßigkeit und Vorgaben. Ich liebe Freiräume und nutze sie auch. Doch Freiräume bringen Entscheidungen mit sich, die Kraft und Zeit kosten. Von Natur aus sind wir Menschen knausrig im Umgang mit unserer Energie. Wo der Urmensch sich noch abmühen musste, um an seine Portion Fleisch zu kommen, können wir uns für den schnellen Griff in die Schreibtischschublade entscheiden, um der Heißhunger-Attacke Paroli zu bieten. Dort stoßen wir allerdings eher auf Schokolade, als auf nahrhafte Proteine und bleiben bequem sitzen, anstatt Sport zu treiben.

Aufgrund meiner persönlichen Abneigung gegen Disziplin, habe ich mir ein ungewöhnliches Regelwerk ausgedacht. Mit diesen Strukturen erreiche ich stressfrei meine Ziele.

20160217_eigeneRegeln_1000px
Es ist ungeheuer hilfreich, wenn Sie sich einen Assistenten geschaffen haben, der Ihnen über den Berg hilft

 

Disziplin finde ich eine unschöne Sache – es sei denn, sie arbeitet für mich

Laut Duden heißt Disziplin: „Die konsequente Einhaltung von Regeln“. Entsprechend

handle auch ich, indem ich konsequent meine selbstgemachten Regeln einhalte. Das Positive daran ist, dass es sich so nicht nach Disziplin anfühlt.

Ich gebe dazu ein Beispiel: Vor längerer Zeit habe ich mich entschlossen, regelmäßig dreimal in der Woche Sport zu treiben, z. B. in Form von Jogging. Als Motivation gestand ich mir zu, jederzeit wieder aufhören zu können, sollte es mir keine Freunde mehr machen. Den Haken daran habe ich mir selbst geschmiedet: Der Knackpunkt ist der Zeitpunkt, an dem ich mich entscheiden kann. Nämlich nur unmittelbar n a c h meiner Laufrunde. Niemals v o r h e r.

Regelmäßig und mit großer Freude Sport treiben – geht das?

Nun ist es so, dass ich manchmal vor dem Laufen eine deutliche Unlust verspüre. Nach dem Laufen fühle ich mich jedoch stets ausgezeichnet, fit, frisch und rundherum positiv. So habe ich es geschafft, dass ich bis heute regelmäßig und intensiv Sport treibe. Vor allem auch mit großer Freude. Ohne Druck. Und ohne Stress. Mit diesem Entschluss erspare ich mir von Beginn an die quälende Entscheidungsfindung: Soll ich jetzt laufen oder nicht? Die eingesparte Kraft steht mir jetzt für wichtige Dinge zur Verfügung.

Wie Sie mich inzwischen kennen, habe ich auch dieses funktionierende Grundprinzip auf viele andere Themen übertragen.

Ein routinierter Manager braucht keine Vorbereitung?

Im Maschinendesign entwickelten wir ebenfalls Regeln, die wir jederzeit konsequent einhalten. Nur wenige Menschen schätzen beispielsweise die Bedeutung der Vorbereitung hoch genug ein. Als erfahrener Manager hetzt man von einem Meeting ins nächste und nimmt sich nicht die Zeit, diese vor- und nachzuarbeiten. Man ist ja erfahren genug, um alles dafür Nötige aus dem Ärmel zu schütteln. Wirklich?

Bei uns gibt es die 10-2-1-48-Grundregel: Jedes Meeting wird mindestens zehn Minuten mit zwei Personen einen Tag vorher vorbereitet und innerhalb von 48 Stunden nachbereitet. – Schriftlich.

Verplempern Sie keine Zeit. Standardisieren Sie Einzel-Entscheidungen

Wir sparen damit die Kraft ein, jedes Mal erneut eine Entscheidung zu treffen, ob und wie lange wir uns dafür Zeit nehmen sollten. Nebenbei bemerkt: Der Prozess der Entscheidungsfindung würde uns sowieso gedanklich zehn Minuten kosten. Sie können sich vorstellen, dass wir inzwischen überzeugte Vorbereiter geworden sind. Und kein Mitglied von Design Tech kommt auf die Idee, die Vorbereitungszeit in Frage zu stellen.

Entsprechend beginnt auch unser wöchentliches Team-Meeting um 8 Uhr 58 und endet nach 30 Minuten ebenso pünktlich. Ohne Diskussion. Kurze Zeit nach Einführung dieser Regelung waren alle im Team stets pünktlich und vorbereitet. Ich bin begeistert und hoffe, unsere Mitarbeiter auch.

Ob bei Design to Success oder bei der Kindererziehung: Strukturen erleichtern das Leben

Sie ahnen es vielleicht schon. Auch unsere Design to Success -Strategie hat eine Vielzahl solcher Struktur gebender Elemente. Damit bleibt mehr Kraft und Energie für diejenigen Themen, die eine individuelle Entscheidung erfordern, oder auch für den kreativen Prozess.

Sie können dieses Prinzip hervorragend auch für Ihr persönliches Leben oder bei der Kindererziehung anwenden. Der Vorteil: Sie reiben sich nicht an den Nebensächlichkeiten des Alltags auf. Und was Sie Ihren Kindern mit solchen Strukturen beibringen, können diese zehn Jahre später im Bedarfs- oder Notfall abrufen, z.B. wenn die Studentenküche im Chaos versinkt. Geben Sie den Themen eine Struktur und vieles wird leichter.

Und wie war das noch mit der Schokolade?

Um zu vermeiden, dass Sie sich aus Heißhunger gleich über eine ganze Tafel Schokolade hermachen, könnten Sie sich strikt an folgende Maxime halten: Die Tafel Schokolade ist grundsätzlich erlaubt. Vorher gilt es allerdings, zwei Gläser Wasser und zwei Karotten zu sich zu nehmen. Bis das in Ihrem Magen gelandet ist, können Sie in aller Ruhe entscheiden, ob Sie das braune Glück überhaupt noch brauchen. Meine Erfahrung: Manchmal braucht es noch die Süßigkeit, aber in jedem Fall erheblich weniger davon.

 

Ihr Jürgen R. Schmid

Design Tech

 

www.designtech.eu

 

2 Replies to “Klare Strukturen sparen Energie

  1. Disziplin oder Regelwerk sind für mich eine Selbstverständlichkeit. Und das ohne jeglichen Stress.

    1.) Nach dem Aufstehen (meist zwischen 4 und 5 Uhr) erster Schritt auf die Waage; bei mir 63 +/- 0,5 kg. Dann weiß ich sofort, ob ich am Vortag „gesündigt“ habe.

    2.) Eineinhalb Stunden Morgengymnastik mit diversen Geräten, zum Abschluss je 50 Liegestütz und Kniebeugen, dann ausgiebige Körperpflege

    3.) Eineinhalb Stunden ausgiebiges Frühstück mit selbst gebackenem Walnussbrot und 6 Sorten andere Körner (ohne jegliche chemische Zusatzstoffe) mit vegetarischem Brotaufstrich.. Dazu ein Liter grüner Tee und ausgiebige Lektüre der FAZ

    Um 08:00 Uhr bin ich frisch und fröhlich, bestens informiert und gut gesättigt im Büro.
    Bei geplanten Dienstreisen gibt es eine Variante.

    Übrigens: 2a.) Am Wochenende längere Schlafzeit und statt der Gymnastik mindestens eineinhalb Stunden stramme Fußwanderung durch den Pfälzer Wald mit durchschnittlich 4 km/h.
    Bei entsprechendem Wetter auch mal bis zu 16 km rauf und runter.

    Dass zu diesem Lebensstil vegetarische Kost und die Vermeidung der Allgemeinen Schulmedizin gehören, versteht sich von selbst. Immerhin bin ich auf diese Weise ohne Stress gesund geblieben und inzwischen 80 Jahre alt geworden. Und es geht so weiter!

    • Lieber Herr Krzepinski, vielen Dank für Ihren ganz praktischen Beitrag.
      Sie zeigen sehr schön auf, wie Sie sich Ihre ganz persönliche Struktur eingerichtet haben und Sie so Disziplin nicht als Quälerei empfinden. Ich verstehe Sie so, dass diese Selbstvereinbarung Ihnen zur Gewohnheit geworden ist und definitiv Ihre Lebensqualität steigert. Viele Grüße von Jürgen R. Schmid

Schreibe einen Kommentar zu Jürgen R. Schmid Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert