Was ich von Vulkanausbrüchen für das Leben gelernt habe?

3 Jun

Leistungssport ist für mich eine Fundgrube für Erfolgskonzepte. Ich erinnere mich an ein bestimmtes Fußballspiel im Jahr 2012, in dem Deutschland gegen Schweden gespielt hat. Die deutsche Mannschaft führte 4:0. Dann fiel das erste schwedische Tor. Noch blieb die deutsche Mannschaft ruhig. Sie verbuchte es wohl unter dem Motto: „Das kann passieren“. Beim 4:2 zeigte unsere Mannschaft, dass nun besondere Aufmerksamkeit gefragt war, um nicht unnötig unter Druck zu geraten. Noch brauchte es keine Strategieänderung. Als aber das dritte Tor der Schweden fiel, kam Hektik auf und die deutsche Mannschaft versuchte zu reagieren. Allerdings setzte sie ihre neue Taktik nicht schnell genug um, denn noch bevor sie den Spielverlauf für sich wenden konnte, stand es 4:4.

Vulkanausbruch

Die Bedrohung liegt im Unerwarteten

Auch die Natur kündigt Bedrohungen an. Jeder Vulkanausbruch hat seine Vorboten. Ein Vulkan muss scharf beobachtet werden, damit zum richtigen Zeitpunkt eine Handlungsinitiative erfolgen kann. Umgekehrt liegt die größte Bedrohung im Unerwarteten, wenn friedliche Zeiten Leichtsinn herauf beschwören. Als der Vulkan Shinmoe-dake auf der südjapanischen Insel Kyushu 2011 nach 50 Jahren wieder im großen Stil ausbrach, zeigte dies, dass das eigentliche Problem schon lange existierte und von den Seismologen nicht richtig eingeordnet wurde: Es lag 100 km unter der Erde und war auf 1000 Grad Celsius erhitzt.

Diese beiden Beispiele zeigen mir, dass sich Bedrohungen  ankündigen und sich die Reaktionen erst zeitverzögert auswirken. Genauso ist meine Erfahrung im Geschäftsleben. Die frühen Anzeichen werden allzu oft übersehen.

Jede negative Situation hat positive Effekte

Zwei Jahre nach der Gründung von Design Tech hatten wir eine Phase von unglaublichen fünf Monaten ohne eine einzige Projektanfrage und demnach ohne  Auftrag. Im ersten der fünf Monate machte ich mir noch wenig Gedanken. Im zweiten nagte bereits die erste Unsicherheit an meinen Nerven. Mir war nun klar, dass ich dringend etwas in Bewegung setzen musste, wusste ich doch, dass bis zur Entwicklung der richtigen Ideen und der darauf folgenden Umsetzung weitere kostbare Zeit ohne Einnahmen vergehen würde. Noch immer blieben die Anfragen aus. Mit jedem weiteren Tag wuchsen meine Bedenken und Sorgen im gleichen Maße wie mein Kontostand mit dem falschen Vorzeichen. Mitten in diesen Turbulenzen wuchs meine innere Sicherheit, dass ich es schaffen würde, diese ernsthafte Bedrohung abzuwenden. Bis heute habe ich viele Herausforderungen, die mich an meine Grenzen gebracht haben, gemeistert, wodurch eine innere Gewissheit gewachsen ist, dass ich auch jedes gerade anstehende Problem lösen kann. Ich erkannte zunehmend, dass für mich jede negative Situation auch positive Effekte mit sich bringt. Ein Diamant ist ja auch nichts anderes als Kohlenstoff, der unter Druck geraten war.

Alles eine Frage der Sichtweise

In den vergangenen Jahren habe ich herausgefunden, dass jede Schlechtwettersituation eine Frage der persönlichen Sichtweise und Perspektive ist. In meinen Krisenzeiten – und davon hatte ich im persönlichen und beruflichen Umfeld eine Menge – habe ich festgestellt, dass eine Krise dann zur schwierigen Situation wird, wenn man sie zur solchen erklärt. Wenn dann noch Handlungsstarre eintritt oder Aktivismus die Führung übernimmt, wächst der Druck erheblich an.

Dabei bin ich nicht erfolgsverwöhnt. Immer wieder sehe ich mich auch mit Enttäuschungen, Ratlosigkeit und sogar Frustration konfrontiert, wo ich doch viel lieber Leichtigkeit, Freude und Begeisterung erleben und erzeugen möchte.

Schwierigkeiten sind persönliche Botschaften

Jede Schwierigkeit sehe ich als eine persönliche Botschaft. Es erfordert eine intensive Selbstbeobachtung, um diese Botschaft zu entschlüsseln und zu verstehen. Spätestens seit diesen Erkenntnissen ist mir klar geworden: Ganz gleich, ob ich eine Situation als schlecht oder gut bewerte, ich werde in beiden Fällen recht behalten. Diese Sicht auf Situationen hat bei jedem Projekt, im anspruchsvollen Maschinendesign, wie auch in meinem persönlichen und beruflichen Leben, seine Gültigkeit bewiesen. Beobachten und unablässig „kurbeln“ schaffen die Voraussetzung, um das Momentum aufrecht zu erhalten und in die zukünftige Erfolgswahrscheinlichkeit zu investieren.

Ihr Jürgen R. Schmid

 

Ammerbuch – Nähe Stuttgart

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