Es war einmal ein dicker, hässlicher Frosch und eine Königstochter. Erst als die Tochter des Königs schließlich den Frosch küsste, wurde er zum Prinzen. Genauso ist es auch im Maschinenbau. Erst nach intensiver Beschäftigung mit dem zukünftigen Geschäft des Kunden wird das tatsächliche Problem sichtbar, das Sie für ihn lösen können.
Es ist einfach, einfach ein Produkt zu entwickeln
Im operativen Eifer des Alltags werden in den Unternehmen vorschnell Ideen entwickelt. Aber was sind schon Ideen? Eine Idee ist vollkommen zwecklos. Es sei denn, sie löst ein unbekanntes Problem, für das Menschen und Unternehmen bereit sind, ihr Geld zu investieren. Um das zu erreichen, müssen wir allerdings zuerst das Problem identifizieren. Ich meine jene Herausforderung, die Ihnen, Ihrem Wettbewerb und sogar Ihren Kunden noch verborgen ist.
Unbekannte Probleme sind Gold wert
Ich beobachte oft, dass mit der Entwicklung von Maschinen begonnen wird, ohne dass das Problem bekannt ist, das gelöst werden soll. Denn ein Problem zu lösen, das der Wettbewerb bereits gelöst hat, bringt Ihnen keinen unternehmerischen Mehrwert. Die Idee, die bekannte Probleme löst, hatte mit Sicherheit bereits ein anderer. Wenn wir Produkte und Maschinen entwickeln, die einem bekannten Anforderungsmuster folgen, dann brauchen wir keine neuen Ideen und in letzter Konsequenz auch keine neuen Produkte und Maschinen. Diese Misere handeln wir uns ein, wenn wir das tun, was alle tun, mit dem Resultat, dass wir den geforderten Preis nicht bekommen und die geplante Stückzahl nicht absetzen. Das ist der Preis für Vergleichbarkeit.
Wir brauchen ein Problembewusstsein
Ich stehe im Möbelhaus und bin entschlossen einen Schrank zu kaufen. Kurz vor der Kaufentscheidung frage ich mich: Was ist meine Problemstellung? Brauchen wir Stauraum, oder sollten wir uns von den unnützen Dingen trennen, oder beim Einkauf genau überlegen, was wir wirklich brauchen? Ist ein kleiner oder ein großer Schrank die richtige Lösung? Brauchen wir überhaupt einen Schrank, oder ist ein Zettel im Portemonnaie mit der Aufschrift „Brauche ich das wirklich?“ die Lösung, um uns daran zu erinnern, dass es keinen Sinn macht, etwas zu kaufen, um den Stauraum zu füllen, nur weil wir einen leeren Schrank zu Hause haben.
Der „Kittel-Brenn-Faktor“ ist der Dreh- und Angelpunkt
Der Engpass ist also nicht das Fehlen von Ideen. Was wir brauchen, ist ein Problembewusstsein. Oft versteckt sich unmittelbar hinter dem offensichtlichen Problem ein unbekanntes Problem, und häufig auch bereits die Lösung. Der Mini-Akkuschrauber oder das iPhone sind Produkte, die einst verborgene Problemstellungen gelöst haben und sehr erfolgreich geworden sind.
Ich verschwende nicht viel Zeit für die Ideenfindung. Was mich am längsten und intensivsten bei Industrial Design Projekten beschäftigt, ist es, die brennendste Problemstellung herauszuarbeiten, also die Suche nach einem unbekannten, verborgenen Problem, das nur darauf wartet, wachgeküsst zu werden.
Jürgen R. Schmid
Design Tech
Sehr geehrter Herr Schmid
Vielen Dank für den interessanten „Augenöffner“ >> das Problem ist das Problem <<.
Gerne möchte ich Sie fragen, ob ich diesen Beitrag in unsererem Firmeninternen "Kaffeklatsch" aushängen darf.
Der Kaffeklatsch ist ein Board neben unserer Kaffemaschine, wo ich wöchentlich ein neues Thema aufgreife und unseren Mitarbeitern, während dem Warten auf die Zubereitung des Kaffee's, näher bringe.
Besten Dank im Voraus für Ihre Rückmeldung.
Freundliche Grüsse aus der Schweiz
Ernst Roth