Mama macht den Weg frei

11 Mai

Ein Schülerpraktikum ist eine sehr gute Gelegenheit, um einen ersten Einblick in die Berufswelt des Traumberufes zu bekommen. Es ist auch für die Eltern eine oft unterschätzte Herausforderung, die Jugend loszulassen und zu verstehen, dass die Jungen, die zu Erwachsenen reifen sollen, am besten etwas fürs Leben lernen, wenn sie selbst die Initiative ergreifen, Erfahrungen sammeln und auch die Erfolge genießen und Misserfolge selbst durchleben. In der Theorie ist uns das klar.

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Es ist gut zu wissen, wie man seinen eigenen Raketentrieb aktiviert

Die wichtige Kunst des Loslassens

Ich bin Vater von vier Kindern und habe diese Lebensphase leidvoll durchlebt. Ich wollte meine Kinder vor negativen Erfahrungen schützen und hatte auch konkrete Vorstellungen von der Zukunft jedes einzelnen. Abitur, Studium und dann einen anspruchsvollen Beruf. Am besten Industrial Designer. Ich bin überzeugt, Design ist eine phantastische Tätigkeit, die durch das gesamte Berufsleben glücklich macht. So habe ich mir das ausgedacht. Es kam zum großen Glück alles ganz anders. Ich erspare Ihnen meine Geschichte, aber ich kann Ihnen sagen, es kam für mich und meine Kinder viel besser als ich es mir in meiner Phantasie vorgestellt habe. Heute sehe ich an der Körpersprache, wenn sie das Haus verlassen und ihrer Arbeit nachgehen, dass jeder von ihnen seinen ganz persönlichen Traumberuf gefunden hat.

Erfahrungen sind Gelegenheiten zu lernen

Vor einigen Tagen war ich zu Gast bei SWR1 Leute und habe davon berichtet, was ein Designer tut und dass wir von Design Tech in der Design Tech-Akademie den jungen Leuten in einem Schülerworkshop einen grundlegenden Einblick in unsere Arbeitswelt geben. Nach der Sendung haben mich einige Mütter und Väter angesprochen, ob ihr Sproß bei uns ein Schülerpraktikum mache könnte. Zunächst war mir nicht klar, ob die Eltern das Praktikum machen wollen, oder doch die Schüler selbst Interesse haben.

Die Berufswahl ist harte Arbeit

Das Praktikum bei Design Tech beginnt bereits mit der Bewerbung. Nur wer das nötige Interesse und die Initiative aufbringt, kann an der nächsten Bewerbungsstufe teilnehmen. Dieser Schritt beinhaltet ein kurzes Schreiben an unsere Design Tech-Akademie. Der Kandidat beschreibt, warum er unbedingt am Workshop teilnehmen möchte.

Wenn das „warum“ nicht groß genug ist, dann ist „Designer“ die falsche Wahl. Wahrscheinlich ist jeder Beruf der falsche, wenn das Motiv schwach ist. Leider habe ich oft den Eindruck: Hauptsache, das Schülerpraktikum kann man abhaken. Das Ergebnis im Berufsleben ist dann meistens genauso antriebslos und entsprechend unbefriedigend: Hauptsache, es ist bald Feierabend und ein gutes Gehalt wird überwiesen.

Hauptsache ein ganz starkes Motiv

Vor einiger Zeit, als wir noch ein Wochenpraktikum anbieten konnten, hatten wir eine Praktikantin. Ich selbst habe dem Vater, einem Geschäftspartner, einen Gefallen getan und dem Mädchen die Gelegenheit gegeben, dabei zu sein. Am ersten Tag kam sie zu spät, sie hatte den Zug verpasst. Am zweiten Tag musste sie früher gehen, am dritten Tag hat sie mir mitgeteilt, dass sie am letzten Tag nicht kommen kann, da sie überraschend die Möglichkeit hat, in die USA zu reisen. Das ist eine wahre Geschichte. Und Sie erkennen selbst, dass es nicht nur für mein betreuendes Team Zeitverschwendung war, sondern dass auch die Motivation fehlte, und das „warum“ verschwindend gering gewesen sein musste.

Diese Schülerin haben wir am dritten Tag für immer nach Hause geschickt. Ich hoffe für sie, dass diese selbstgemachte Lektion zu ihrer Entwicklung beigetragen hat.

Jeder hat seinen Traumberuf verdient

Die erste, was unsere Kinder ganz alleine machen sollten ist, Interesse zu entwickeln. Ich glaube, dass es für uns Eltern sehr wichtig ist, loszulassen und zuzulassen, dass unsere Kinder auch für ihr Verhalten gerade stehen müssen und können. Daraus folgen Erfahrungen, die eine echte Entwicklung ermöglichen. Und das sollte unser Interesse sein: Die Jugendlichen zu ermutigen, selbst herauszufinden, was ihnen wirklich wichtig ist und das Gelingen definitiv selbst in der Hand haben.

Bestärken und ermutigen

Jack Welch hat einmal gesagt, dass er als Junge nie bemerkt hat, dass er kleiner war als seine Mitschüler, denn seine Mutter habe ihn immer bestärkt und ermutigt, dass er alles erreichen kann, was ihm wichtig ist. So sehr, dass er seine geringere Körpergröße nie wahrgenommen hat. Im Innern war er ein großer Junge und hatte Zutrauen zu sich und seinen Möglichkeiten. So wurde er mit harter Arbeit und vielen leidvollen Erfahrungen zum legendären CEO von General Electric.

 

Ihr Jürgen R. Schmid

Design Tech

www.designtech.eu

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