Wir alle werden permanent mit Antworten befeuert. Es beginnt im Kindergarten und setzt sich durch die Schulzeit bis ins Berufs- und Privatleben fort. So lernen wir auch, abgedroschene, phrasenhafte Standardantworten zu geben und damit zufrieden zu sein. Ich habe erkannt, dass die Antworten, die ich bekomme, im seltenen Fall auch meine Antworten sind. Und doch habe ich einen Weg gefunden, „meine“ persönlichen Antworten zu finden.
Vorschnelle Antworten bringen mich in Schieflage
Oftmals frage ich mich, was ich mit diesen Antworten anfangen soll. Sie bringen mich bestenfalls in Schieflage. Selten sind sie persönlich verwertbar oder gar wertvoll. Es sind gewöhnliche Antworten aus der Konserve auf Fragen, die ich nie gestellt habe. Viele davon würde ich auch niemals stellen, weil sie mich nicht voran bringen.
Oberflächliches „Blabla“ statt echter Antworten
Auf der anderen Seite habe ich mich bereits als Kind gefragt, warum das so ist. Heute ist mir klar geworden, dass auch ich gerne zur schnellen Antwort greife. Weil es einfach ist, auf eine nicht gestellte Frage zu antworten. Kinder stellen interessante Fragen, die wir oftmals als unbequem empfinden und schnell abtun. Wenn wir aufmerksam sind, stellen wir allerdings fest, dass unsere Antworten über oberflächliches Blabla selten hinaus gehen.
Wir wissen es tatsächlich nicht besser
Weil uns eine tiefgreifende Erkenntnis zu dieser Thematik fehlt, ziehen wir uns mit Plattitüden aus der Affäre. „Warum zögern manche Länder den Flüchtlingen aus Syrien zu helfen?“, ist so eine simple Kinderfrage. Die Antwort darauf haben wir uns bestenfalls in den Medien angelesen. So bleiben wir politisch korrekt und unangreifbar. Und das Thema ist schnell erledigt – aber oftmals verfehlt.
Wann übernehmen wir ungefiltert die Informationen anderer
Tatsächlich bin ich selbst extrem unwissend. Ich habe mir selbst kein Bild vor Ort gemacht, um mir eine differenzierte, eigene Meinung zu bilden. Die Themen lassen sich mit Griechenland und vielen anderen aktuellen Krisen fortführen. Meine Antworten sind lediglich ein – meist wenig reflektierter – Spiegel der Informationen anderer, die ich weder persönlich kenne noch deren Interessen.
Meiner Mutter hilft kein „jugendlicher Rat“
Meine Mutter mit ihren 86 Jahren erzählt mir oft von ihren altersbedingten Problemen. Ich neige dazu, ihr dann meinen „jugendlichen Rat“ überzustülpen. Oft besinne ich mich jedoch und bekenne, dass ich in diesem Bereich keine eigene Erfahrung habe. Noch nie bin ich 86 Jahre alt gewesen. In dieser Angelegenheit kann ich einfach nicht mitreden. Ein Freund gab mir, als er noch kinderlos war, immer wieder ungefragt Ratschläge zur Kindererziehung. Als er dann selbst zwei Kinder hatte, wurden ihm seine lächerlichen Vorstöße bewusst.
Eine gezielte Frage bringt die Antwort ans Licht
Ringt man um eine Antwort auf eine persönliche Frage, so habe ich folgendes Geheimnis entdeckt: Mir ist am meisten geholfen, wenn mir Freunde eine gezielte Frage stellen. Die Antwort muss einzig und allein von mir selbst kommen. Oft kennt unser Gehirn die Antwort bereits, bevor sie uns bewusst ist. Herr Professor Michael Auer, Vorstandsvorsitzender der Steinbeis-Stiftung und langjähriges Beiratsmitglied bei Design Tech, berichtete mir, dass er bei schwierigen Entscheidungen oft seine Frau befragt.
Äußeren Lärm abschalten
Nachdem er ihr seine Einschätzung zur Sachlage dargelegt hat, entgegnet sie ihm immer wieder: „Aus deinen Schilderungen höre ich ganz deutlich heraus, dass du in deinem Inneren die Entscheidung bereits getroffen hast.“ Erst dann wird ihm klar, dass sie richtig liegt. Genau so erlebe ich das auch. Präzise Fragen fördern die Antwort förmlich zutage, die bereits in uns schlummert. Nur der „Lärm“ unseres Umfelds verschleiert die Antwort wie ein dichter Nebel.
Sich von angelernten Spielregeln lösen
Von eminenter Bedeutung ist jedoch, sich vom äußeren Erwartungsdruck und den angelernten Spielregeln zu befreien. So bekomme ich einen unverfälschten Zugang zu meiner ganz persönlichen Antwort.
So fand ich die richtige Antwort bei einem Maschinendesign Projekt
Vor einigen Tagen hatten wir eine Anfrage zu einem kaufmännisch interessanten Maschinendesign Projekt aus der Verpackungsmaschinen-Branche. Einige Details im Gesprächsverlauf missfielen mir allerdings. So war ich mir zunächst nicht im Klaren, ob wir den Auftrag annehmen sollten. Folgende konkrete Frage brachte schließlich den Durchbruch: „Bin ich vom Markterfolg des Projekts vollkommen überzeugt und ist das Unternehmen bereit, alles dafür zu tun?“
Eine solche Frage bringt nicht nur die „richtige“ Antwort, sondern hilft enorm, eine gescheite und sinnvolle Entscheidung zu treffen.
Ihr
Jürgen R. Schmid
Design Tech